(Foto: Thipphaphone/stock.adobe.com, generiert mit KI)
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Rolle der Medien bei der Meinungsbildung

Die Medien fungieren als Informationsquelle und Meinungsbildner in einer Gesellschaft. Sie beeinflussen, welche Themen diskutiert werden und wie diese Themen wahrgenommen und bewertet werden.

Durch die Auswahl und Darstellung von Informationen, die Berichterstattung über Ereignisse und die Präsentation verschiedener Perspektiven tragen Medien maßgeblich dazu bei, wie Menschen die Welt um sich herum wahrnehmen und verstehen.

Deutschland gilt als Ursprungsland der Zeitung. Im internationalen Vergleich ist die gegenwärtige Presselandschaft äußerst vielfältig. Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Rundfunk und nach dem Zweiten Weltkrieg das Fernsehen hinzu, die das Zeitalter der Massenkommunikation eröffneten. An der Spitze der öffentlichen Meinungsbildung stehen nach wie vor die großen überregionalen Tageszeitungen. 

Die meisten auflagenstarken Tageszeitungen und Zeitschriften kommen aus den vier Konzernen Bertelsmann, Springer, Bauer und Burda, die zugleich auch privat-kommerziellen Rundfunk betreiben. Das Fernsehen als das Leitmedium der Massenkommunikation ist privat und öffentlich-rechtlich organisiert (duales System).

In der modernen Demokratie verteilen sich die politischen Kräfte nicht nur auf wählendes Volk und gewählte Politiker sowie hohe Beamtenschaft, sondern drittens auf die Gruppe der ca. 60 000 hauptberuflichen Journalisten. Politiker, Journalisten und Bürger sind durch politische Kommunikation miteinander verbunden. Jedoch ist nicht jede durch Medien veröffentlichte Meinung auch schon öffentliche Meinung. Ein politisch produktives Verhältnis zwischen Bevölkerung, gewählter politischer Führung und den Medien setzt deren weit gehende Unabhängigkeit voraus, um Vorherrschaft einer Seite zu vermeiden. Dies gilt auch gegenüber wirtschaftlicher Einflussnahme, zum Beispiel auf dem Wege über die Konzentration von Medien in einem privaten Unternehmen.

Generell herrscht die Ansicht vor, Presse, Radio und Fernsehen erfüllen ihre Funktionen. Kritisiert wird, die Unterhaltung stände beim privat-kommerziellen Radio und Fernsehen so sehr im Vordergrund, dass kaum noch Beiträge zu den demokratisch wichtigeren Funktionen übrig blieben. Entsprechend liegen Information, Meinungsbildung, Kritik und Kontrolle in erster Linie bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Sie tragen die Grundversorgung der Bevölkerung mit Informationen, Bildung, Kultur und Unterhaltung, haben zugleich im Wettbewerb mit den privaten Sendern ihren Unterhaltungsteil gestärkt.

Kritisch wird die in Deutschland übliche Nähe von Journalisten und Politikern gesehen. Diese behindere die Medien vor allem bei komplexeren Themen, wie der Renten- oder Gesundheitsreform, in ihrer Kontrollfunktion. Allgemein wird der Trend zur Medialisierung der Politik beobachtet und als Schwächung der eigenständigen Funktionsweise der Politik verstanden. Medialisierung meint die Anpassung der Politik an die Funktionsweisen der Medien:

  • hohe Geschwindigkeit der Berichterstattung,
  • Bevorzugung von Themen mit hohem „Nachrichtenwert“,
  • Bevorzugung von Darstellungsformen, die die Aufmerksamkeit des Publikums steigern, zum Beispiel Politik dargestellt in tagtäglich moderierten Gesprächsrunden (talkshows), als Wettbewerb zwischen Personen und nicht auch zwischen Interessen, Werten und Lösungsstrategien.

Der Medialisierung der Politik steht der Einfluss der Politik auf die Medien entgegen. In der Demokratie taugen Zensur und Bestechung nicht als Kontrollmöglichkeiten. Politischer Einfluss erfolgt dennoch, und zwar über:

  • Entscheidungen von Regierung und Parlament zum Presse- und Kommunikationsrecht;
  • institutionelle Vertretung der Parteien in den Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Rundfunk- und Verwaltungsräte), von dort aus Einfluss auf Personalauswahl und Organisation sowie fortlaufende Sendekritik;
  • direkte und kontinuierliche Beteiligung der Politik an den Sendungen und Veröffentlichungen in den Massenmedien.

Besonders durch das direkte Auftreten der Politiker auf den entscheidenden medialen Foren gesellschaftlicher Kommunikation bleibt das Verhältnis zwischen Medien und Politik im Gleichgewicht.

Historisches

1650 erste Tageszeitung der Welt erscheint in Leipzig („Einkommende Zeitungen“)
1848 Frankfurter Nationalversammlung proklamiert Freiheit der Presse
1874 Reichspressegesetz untersagt Zensur, erlaubt gesetzliche Presseeinschränkungen
1914-1918 Pressezensur
1919 Weimarer Verfassung enthält Pressefreiheit als Grundrecht
1923 regelmäßige Rundfunknachrichten aus dem Berliner Vox-Haus
1933–1945 zentrale Lenkung der Massenmedien
1945–1949 Besatzungsmächte regeln Presse und Rundfunk
1949 Grundgesetz enthält Pressefreiheit als Grundrecht
1949–1989 zentrale Lenkung der Massenmedien in der DDR
1950 Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD gegründet)
1961 Verbot von regierungsnahem Fernsehen durch BverfG, Staatsvertrag der Bundesländer zur Gründung des Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF)
1984 Einführung des privat-kommerziellen Rundfunks (Radio und Fernsehen)
1987,
1991,
1996
Bundesländer regeln das duale System von öffentlich-rechtlichem und privat-kommerziellem Rundfunk

Ich engagiere mich für Medienvielfalt und Qualität im Journalismus. Als Radiojournalist und Grenzgänger bin ich immer auch gerne Europäer. Mehr unter → Persönliches