Berliner Mauer (Foto: Flickr)
Berliner Mauer (Foto: Flickr)

Journalismus und Social Media – eine neue Ära der Berichterstattung

Social Media eröffnet dem Journalismus neue Wege. Ereignisse können in Echtzeit berichtet werden.  Livestreams und Postings von Augenzeugen überbrücken die Zeit, bis professionelle Journalisten vor Ort sind.

Journalismus und Social Media haben in den letzten Jahren tatsächlich eine neue Ära der Berichterstattung eingeläutet.

Social Media ermöglicht es, Nachrichten schneller und direkter zu verbreiten, was sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich bringt. Einerseits können Informationen in Echtzeit geteilt werden, was die Öffentlichkeit sofort erreicht. Andererseits besteht die Gefahr von Falschmeldungen und unzuverlässigen Quellen, da nicht immer überprüft wird, was veröffentlicht wird. Insgesamt hat Social Media den Journalismus dynamischer und zugänglicher gemacht, aber es ist wichtig, kritisch zu bleiben und auf die Qualität der Informationen zu achten. 

Um das Verhältnis des Publikums zu den Medien ist es aktuell nicht gut bestellt. Das Internet und insbesondere die sozialen Medien haben das Verhältnis zwischen Journalisten/Journalistinnen und ihrem Publikum verändert. 

Gründe dafür sind unter anderem die zunehmende Verbreitung von Fake News, die im Sekundentakt über soziale Medien verbreitet werden. sowie die Wahrnehmung, dass manche Medien parteiisch oder nicht mehr objektiv berichten. Zudem haben manche Menschen das Gefühl, dass die klassischen Medien nicht mehr so transparent sind wie früher oder dass sie von bestimmten Interessen beeinflusst werden.

Dennoch genießen viele etablierte Medien nach wie vor großes Vertrauen, weil sie oft strenge journalistische Standards einhalten und ihre Quellen überprüfen. Es ist also eine komplexe Situation: Während das Vertrauen in einzelne Medien manchmal schwankt, bleibt die Bedeutung professionellen Journalismus’ bestehen. 

WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni sagt im journalist: „Wir müssen besser zuhören und vielfältiger werden. Der WDR beschäftigt sich intensiv mit den Auswirkungen des digitalen Wandels – er ist der Grund, warum der Sender umgebaut und für die Zukunft aufgestellt wird. Das kostet Kapazitäten: umschichten, verändern, loslassen. Klar ist: Wir müssen den digitalen Wandel gestalten, unsere Arbeitsweisen anpassen und uns auf Neues einlassen.“

Medienwissenschaftler Stephan Weichert für einen digitalen Minimalismus. Weichert sieht vor allem für Twitter schwierige Zeiten heraufziehen. Schon jetzt liege das Niveau „irgendwo zwischen Echo- und Besenkammer“. Dass einige Journalisten selbst inzwischen solche Narrative bedienen und zusätzlich Öl ins Feuer öffentlicher Debatten gießen, sollte zu denken geben. Der Online-Pranger hat sich zum Umschlagplatz für so genannten Haltungsjournalismus entwickelt, in der die eigene Meinung – gewollt oder ungewollt – zur journalistischen Fraternisierung, aber auch schnell als publizistisches Machtinstrument missbraucht werden kann. 

Demokratische Teilhabe braucht mündige Bürger, die sich zudem wie solche verhalten. Es ist deshalb Aufgabe der weniger lauten Teile des Publikums, dafür zu sorgen, dass Hate-Speech und „Lügenpresse“-Beschimpfungen im medialen Dialog keinen zu großen Raum einnehmen – auch das wäre sicher eine Form guter Publikumsbeteiligung.

Weblinks:

Ich engagiere mich für Medienvielfalt und Qualität im Journalismus. Als Radiojournalist und Grenzgänger bin ich immer auch gerne Europäer. Mehr unter → Persönliches