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Flug mit dem Rettungsflieger über die Almen am Miemingerberg

Christophorus-Pilot Stefan Kapeller zeigt uns das Tiroler Oberinntal von oben. (Foto: Knut Kuckel)
Christophorus-Pilot Stefan Kapeller zeigt uns das Tiroler Oberinntal von oben. (Foto: Knut Kuckel)

Beim Flug über die Almen am Miemingerberg war Stefan Kapeller unser Heli-Pilot. Stefan kennt sein Almenland von oben und unten. Von Hause aus ist der Rettungsflieger Familienmitglied gestandener Feldernalmbauern aus Obermieming.

„Wir überführen »Christophorus 5« nach Zams, hast Du Interesse mitzufliegen?“ Stefan hatte mir schon vor längerer Zeit angekündigt, dass mich eines Tages ein solcher Anruf erreichen könnte. „Wenn es mal passt und es aus Sicht der Flugstaffel zu verantworten ist.“

Unser Helikopter „Christophorus 5“, stationiert am Standort Zams, wurde in Innsbruck am Flughafen in Kematen gewartet und von Heli-Pilot Stefan Kapeller und einem Techniker nach Zams zurückgeflogen. Für den Techniker war der Flug Wartungsabschluss. „Christophorus 5“ wurde dabei technisch auf Herz und Nieren unter Realbedingungen überprüft.

Zu „unserem Begleit-Team“ gehörte der Mieminger Almbeauftragte Martin Kapeller. Die Familienzugehörigkeit zum Piloten war Zufall. Martin sollte als Experte für das Almenland mein Begleiter über den Mieminger Bergen sein.

Abflug war am Standort von „Christophorus 1“ am Flughafen Innsbruck-Kranebitten. Von dort gings zunächst über die A 12, vorbei an Kematen, Flaurling, Pfaffenhofen, Rietz, Silz, Haimingerberg, Imster- und Zammerberg nach Zams bei Landeck. 

„Auch wenn es bei diesem Flug um Technik geht, bewahren wir uns den Blick für die Schönheiten eines Fluges über unser Land Tirol“, sagt Pilot Stefan Kapeller.

„Wenn ich als Mieminger unsere Berge sehe, die Almen – die Orte, die ich seit meiner Kindheit her kenne, ist das immer wieder ein emotionaler Moment.“

Unter uns der Inn, die Mieminger Berge und seitlich das Pitz- und Ötztal. Zum Greifen nah die Stamseralm, der Simmering, Marienberg, das Gaistal, die Leutasch und die Hohe Munde (2662 Meter) am Ostende der Mieminger Kette.

Im Norden der Mieminger Kette schauen wir auf das Wettersteingebirge. Martin Kapeller zeigt mit seiner Hand in die Richtung und sagt, dort bist Du daheim. Ganz dahinten liegt die Leutasch. Mit Scharnitz, Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen.”

Es ist Mitte September – auf den Almen bereitet man sich schon auf den bevorstehenden Almabtrieb vor. Emsiges Treiben sehen wir beim Überfliegen auf der Simmering Alm bei Obsteig und – vom Heli ausgesehen – nicht weit davon entfernt – auf der Feldereralpe, der Hochfeldern Alm, die von den Obermieminger Bauern bewirtschaftet wird.

Wir nähern uns Zams und sehen – immer wieder beeindruckend – ein Wahrzeichen der Gemeinde im Oberinntal, die Kronburg. Wer „Kronburg“ sagt, meint das unvergleichliche Ensemble von Burgruine, Gasthof, Klösterle und Wallfahrtskirche.

Nach der Übergabe von „Christophorus 5“ fliegen wir wieder zurück in die Alpenhauptstadt nach Innsbruck.

Jetzt sehen wir das Mieminger Almenland nur aus der Ferne. Beim Überflug über die Nordtiroler Alpen liegt unter uns das Mieminger Plateau. Alles scheint zum Greifen nah.

Wir lassen die Stamser Alm hinter uns. Fliegen über die Nordkette, über die die Arzler Alm und schauen von oben auf das Hafelekar. In der Ferne schauen wir auf die Gipfel des Karwendels und zu Füßen fühlen wir die Nähe der Stubaier Alpen und etwas entfernter die Tuxer Alpen.

Über Axams fliegend, liegt am Horizont schon der „Christophorus 1“-Stützpunkt am Flughafen im Innsbrucker Stadtteil Kematen.

Ein atemberaubender Tag geht zu Ende.

Danke bei Stefan Kapeller und seinem Rettungsflieger-Team. Stefan hat mir beim Überfliegen der Almen jenseits der Mieminger Berge verraten, in seinem zweiten Leben würde er Almhirt werden.

“Darauf kannst Du Dich verlassen. Mal schauen, ob und wo wir uns dann wieder begegnen?”

Die Tiroler Christophorus-Flugrettungsflotte des ÖAMTC an den Standorten Zams, Innsbruck, St. Johann und Nikolsdorf hat in sieben Jahren 38,1 Prozent aller Rettungsflüge durchgeführt. Seit 1997 unterhält das „Christophorus 5“-Team einen Heliport in Zams bei Landeck.

Die ÖAMTC-Flugrettung fliegt jährlich rd. 18.000 Einsätze. Das Ziel: Menschen, die in Not geraten sind, zu helfen. Die Luftrettung oder Flugrettung in Österreich wird größtenteils vom ÖAMTC bzw. dem Christophorus Flugrettungsverein und dem Roten Kreuz betrieben. Der Christophorus Flugrettungsverein (CFV) ist der größte Anbieter für Flugrettung in Österreich und stellt in jedem der neun Bundesländer Notarzthubschrauber. Er wurde von den Landesvereinen des Automobilclubs ÖAMTC als gemeinnütziger Verein gegründet.

Der Verein bezweckt die Schaffung von Einrichtungen zur optimalen notärztlichen Versorgung von Notfallpatienten mit Notarzthubschraubern

Die Flugretter werden bei Verkehrsunfällen, Akuterkrankungen und bei Alpinunfällen gerufen. Alarmiert werden sie über die jeweiligen Rettungsleitstellen.

Weblinks:

Flug mit dem Rettungsflieger über die Almen am Miemingerberg. (Fotos: Knut Kuckel)

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