Isarflößetr Wallgau (Foto: Knut Kuckel)
(Foto: Knut Kuckel)

Isarflößer im Wandel der Zeiten – „Vom Last- zum Lustschiff“

Heute ist Floßfahren auf der Isar eine Touristen-Attraktion. Lange Zeit davor war es Wasserfahrzeug für einen wichtigen Wirtschaftszweig: Die Flößer transportierten Holz, Bier und Gewürze – und Kurfürsten isarabwärts in den Krieg.

Die Isar zählt zu den Flüssen auf bayerischem Gebiet, auf denen seit ältester Zeit Flößerei und Trift betrieben wurde. Sie entspringt im Karwendelgebirge und mündet rund 80 Kilometer östlich von Regensburg in die Donau. Die Flößerei – etwa 285 Kilometer des Flusses konnten befahren werden – reichte hier bis ins 12. Jahrhundert zurück.

Heute beinahe unvorstellbar, aber München hatte tatsächlich Jahrhunderte lang einen kleinen Hafen. Vor der Eisenbahn- und Auto-Ära nutzte man die Isar als Transportweg. Für Schiffe war der wilde Gebirgsfluss zwar ungeeignet, aber ab Mittenwald konnte man Flöße einsetzen. 

Isarflößer München (Foto: Knut Kuckel)
Isarflößer München (Foto: Knut Kuckel)

München war für sie die zentrale Anlegestelle, die Untere Floßlände lag unweit der Stelle, wo später das Deutsche Museum gebaut wurde. Dieser Umschlagplatz wurde Ende des 19. Jahrhunderts aufgegeben, aber eine verwitterte Tafel an einem Gebäude in der Steinsdorfstraße erinnert noch an ihn und die dazugehörige Hafeneinkehr: die Flößerwirtschaft „Zum Grünen Baum“.

Wie bedeutend der Floßverkehr auf der Isar in früherer Zeit war, geht schon daraus hervor, dass bereits im Jahre 1477 die stolze Anzahl von 2884 Floßfahrzeugen auf der Isar und dem Nebenfluss Loisach nach Wolfratshausen kam.

Die Tafel hat ein Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert zum Vorbild. Die Stapel im Bildhintergrund verraten, was vor allem transportiert wurde: Holz, Holz und nochmal Holz. Auf dem Gemälde (große Ansicht) ist auch der Münchner Dom zu sehen.

Als es in München eine Hafenkneipe gab: die alte Flößerwirtschaft auf einem Ölgemälde von 1767.
Als es in München eine Hafenkneipe gab: die alte Flößerwirtschaft auf einem Ölgemälde von 1767.

Als er im 15. Jahrhundert gebaut wurde, kamen die Baumstämme für seinen Dachstuhl aus den Karwendelwäldern per Floß an. Der Holzverbrauch war schon damals derart immens, dass im Karwendel das „Waldsterben“ schon lange vor dem sauren Regen einsetzte.

Auf dem Fluss kannte man zwei Floßarten: die Waldschragen (zwei bis drei Langstämme mit einigen Querstangen, auf denen Bretter dachziegelartig aufgekastelt wurden) und die Baumflöße (13 bis 18 Stämme). Auf den Baumflößen wurden Waren aller Art nicht nur bis München, sondern auch in die weiter abwärts liegenden Städte bis nach Wien oder zum Schwarzen Meer transportiert. Dies waren vor allem Leinwand, Tuch, Kalk, Marmor, Möbel (Tölzer Kästen), Wein, Südfrüchte und Geigen aus Mittenwald. 1503 und 1559 beförderte man auch Geschütze.

Historische Flößerei in Bad Tölz. (Bild: Stadtarchiv Bad Tölz)
Historische Flößerei in Bad Tölz. (Bild: Stadtarchiv Bad Tölz)

So wurde über den Brenner heraufgebrachter italienischer und Südtiroler Wein in Mittenwald auf Flöße umgeladen; Bier avancierte erst im 17. Jahrhundert zum bayerischen Chefgetränk. Begehrte Importgüter waren zudem Seide, Früchte, Gewürze oder auch Olivenöl, denn im katholischen Bayern waren bis zum Ende des 15. Jahrhunderts während der Fastenzeit auch Butter oder Butterschmalz tabu.

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges erlosch die Flößerei auf der Isar weitgehendst. Der Grund hierfür lag in der Errichtung von Kraftwerken und der Ableitung des Isarwassers in den Walchensee zur Stromgewinnung.

Vergnügungsfloßfahrten werden allerdings heute noch zwischen Wolfratshausen und München mit großem Erfolg durchgeführt.

(Foto: Deutsche Flößerei-Vereinigung e.V.)
(Foto: Deutsche Flößerei-Vereinigung e.V.)

Seit 2010 ist Wolfratshausen „Internationale Flößerstadt“, aber schon vor 40 Jahren hatten die Floßfahrten eine Strahlkraft, die weit über die Landkreisgrenzen hinaus reichte. An der Flößerei selbst hat sich nichts geändert. 

Quellenhinweise:

Isarflößer im Wandel der Zeiten (Fotos: Archive)

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