Kloster Ettal zu meinen Füßen – „Danke dir Herr…!“

Kloster Ettal (Foto: Knut Kuckel)

Da sitze ich auf einer, der kennerhaft platzierten Bänke und schaue wieder auf das Kloster Ettal zu meinen Füßen. „Danke dir Herr…!“ – ich weiß nicht, wie oft ich mich in den vergangenen Minuten für diese Stimmung bedanke?

Ich höre Zivilisationsgeräusche aus der Ferne. Die Glocken des Almviehs auf der unteren Weide sind aktiver als die Klosterglocken. Jedenfalls für den Moment. Ein Hund bellt, Waldmenschen sägen Fallholz, der Wind weht um meinen Kopf und sorgt für eine veränderte atmosphärische Wahrnehmung. Die Elster im Nest hinterm Baum macht Mittagsschlaf oder sucht Futter für ihren Nachwuchs.

Ein Schmetterling fliegt über mein Tablet und versucht – erkennbar neugierig – herauszufinden, was dieser merkwürdige Mensch da aufschreibt?

Kloster Ettal zu meinen Füßen (Foto: Knut Kuckel)

Schmetterlinge können bestimmt lesen, denke ich mir. Die Buche, unter der ich sitze will auch begreifen, was ich mache. Sie schickt ihre Späher aus. Wenn ich wieder gegangen bin, kommt ein Eichkatzl und knackt sie auf. Die Früchte, die vom Baum fallen.

Ich mache mal ein Bild. Warum? Ich denke mir, vielleicht liest das ja ein Stadler? Bevor der jetzt googelt, welche Früchte die Buche herabfallen lässt, kläre ich ihn auf.

Eine Buche blüht erst ab einem Alter von circa 20 Jahren. Früchte, in denen Samen heranreifen, entwickelt sie nur im Alter von 40 bis 80 Jahren.

Nicht in jedem Jahr trägt eine Buche Bucheckern

Eine Besonderheit der Buche ist die Tatsache, dass sie nicht in jedem Jahr eine reiche Ernte hervorbringt. Meist alle fünf bis acht Jahre wachsen so viele Bucheckern am Baum, dass der Boden später vollständig bedeckt ist. Diese Jahre werden Mastjahre genannt, weil früher die Schweine mit den Bucheckern regelrecht gemästet werden konnten.

Das Wetter trübt ein. Ich greife nach meinen Rucksack und ziehe weiter.

Mehr Wissen:

Das Kloster Ettal wurde vor rund 700 Jahren mitten in einen Bergwald gesetzt. Den Anfang machten eine Jagdhütte mit Marienbild.

Der Ettaler Forst ist mit einer Fläche von über 83 Quadratkilometern das größte gemeindefreie Gebiet in Bayern und das achtgrößte in Deutschland. 

Überliefert ist, dass Kaiser Ludwig der Bayer (1282 – 1347) das Kloster Ettal nach einer Engelserscheinung im Jahr 1330 gegründet hat. Im Tal, auf fast 900 Meter Höhe. Ettal – ursprünglich ê-tal stellt wohl die Erfüllung eines Gelübdes dar.

Im Zuge der Gründung des Klosters Ettal wurde den Benediktinern auch die Forsthoheit über die umliegenden Wälder übertragen. Das bis etwa 1350 arrondierte Klostergericht Ettal umfasste neben der Abtei den Markt Murnau, 22 Dörfer, 39 Weiler und 15 Einöden.

Ettal liegt im Naturpark Ammergauer Alpen, rund zehn Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen, in der Region Oberland auf dem Ettaler Sattel (zwischen dem fünf Kilometer nordwestlich gelegenen Oberammergau im Ammertal und Oberau, dass etwa fünf Kilometer südöstlich im Loisachtal liegt).

Von ca. 200 Hektar Wald des Ettaler Klosterforstes werden nur um die 30 Hektar wirtschaftlich genutzt. Mehr ist aus geologischer Sicht nicht möglich. Der Forst ist steil und nur schwer begehbar. Im Bergwald um das Kloster Ettal werden jährlich ca. 700 Festmeter Holz gefällt. Geerntet wird hauptsächlich in Ettal und im Graswangtal.

Der Bergwald am Ettaler Berg ist ein ganz besonderer Wald. Er ist ein Schutzwald. Das heißt: Sein oberster Zweck ist die Sicherheit des Verkehrs auf der B 23. Wie wichtig Schutzwälder wie am Ettaler Berg für die Sicherheit auf den Straßen und anderen Verkehrswegen, aber auch für die vielen Dörfer in den bayerischen Alpen sind, zeigen zwei Zahlen: In Bayern gibt es insgesamt 250 000 Hektar Bergwald. Davon sind 150 000 Hektar oder 60 Prozent als Schutzwald eingestuft. 

Der Bergwald soll kleine und große Felsbrocken stoppen, lange bevor sie die Bundesstraße erreichen. Das gleiche gilt für Muren und im Winter für Lawinen.

Quellenhinweise:

(Fotos: Knut Kuckel)

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